Demenz und geistige Beeinträchtigung

Die Gesellschaft wird zunehmend älter. Auch Menschen mit geistiger Beeinträchtigung erfreuen sich an einer höheren Lebenserwartung. Dies hat jedoch gleichzeitig dazu geführt, dass Demenzerkrankungen in den letzten Jahren zugenommen haben.

Die Stiftung Waldheim hat sich auf diese Entwicklung eingestellt und ihre Kompetenzen auf dem Gebiet der Betreuung von demenzerkrankten Bewohnern gezielt erweitert – damit die betroffene Person den Faden nicht verliert.

Vertrautes Lebensumfeld

Eine Demenz hat viele Gesichter. Sie wird vor allem dann erkennbar, wenn sich Menschen im Alltag ungewohnt verhalten, wenn ihnen die einfachen Dinge des Lebens plötzlich nicht mehr gelingen oder wenn sich ihre Persönlichkeit deutlich verändert. Alle diese Anzeichen können auf den Beginn einer Demenzerkrankung hindeuten.

Bestätigt sich der Verdacht auf eine demenzielle Entwicklung, ist eine einfühlsame Reaktion des Umfelds erforderlich. Dabei kommt den Betreuenden eine zentrale Rolle zu: Sie sind es, die für eine stabile und vertraute Alltagswelt sorgen – im räumlichen wie im sozialen Sinn. Dazu gehört auch, vorhandene Ressourcen zu festigen und ganz gezielt auf den erhöhten Unterstützungsbedarf einzugehen.

Ein stabiles Zuhause

Die räumliche Gestaltung unserer Wohnheime ist konsequent darauf ausgelegt, dem Menschen mit einer Demenz Sicherheit zu vermitteln. Damit die Betroffenen am Heimalltag der Wohngruppe aktiv teilnehmen können, sind unsere Gebäude offen und überschaubar konzipiert. Durch grosszügig angelegte Räumlichkeiten und Innenhöfe kann auch ein verstärkter Bewegungsdrang ausgelebt werden.

Orientierungshilfen wie farbliche Raumgestaltung, einfache Hinweisschilder, Piktogramme oder Informationstafeln gehören bei der Stiftung Waldheim seit jeher zum Standard.

Brücken bauen

Kommt es zu einer Demenzerkrankung fällt die Veränderung des Leistungsvermögens vor allem dort auf, wo vorher besondere Stärken vorhanden waren. Vieles, was erfolgreich erlernt wurde, geht plötzlich nicht mehr. Ein Umstand, der sich wesentlich auf das Selbstwertgefühl auswirken kann. Gerade Menschen mit eher unterschwelliger Beeinträchtigung nehmen Veränderungen ihrer Leistungsfähigkeit mitunter sehr deutlich wahr.

Im Gegensatz dazu ist es möglich, dass die Betroffenen die Veränderung und den damit verbundenen Fähigkeitsverlust gar nicht erfassen. Oftmals werden dann Signale über den eigenen Gemütszustand mit verändertem Verhalten zum Ausdruck gebracht.

Verbale und nonverbale Kommunikation

In der frühen Phase der Demenz ist die verbale Kommunikation von hoher Bedeutung. Nehmen die kognitiven Fähigkeiten und damit auch das Sprachverständnis ab, kommt die nonverbale Kommunikation zum Tragen.

Verbale Kommunikation
Je nach Schweregrad der Krankheit werden die Inhalte der Kommunikation vereinfacht, damit die Botschaft für die Person mit Demenz verarbeitbar ist. Wichtig sind positive Formulierungen und Aner­kennung. Das vermittelt Sicherheit und Vertrauen.

Nonverbale Kommunikation
Die Wohnheime der Stiftung Waldheim verfügen über modern eingerichtete Räume, die darauf ausgerichtet sind, die Wahrnehmungs-, Kommunikations-, und Bewegungsfähigkeiten von Menschen mit geistiger Behinderung zu wecken.

Einfühlsame Biografiearbeit

Bei der Begleitung von Menschen mit Demenz spielen Erinnerungen aus Kindheit, Jugend und Erwachsenenleben eine tragende Rolle. Die Einbindung von Erinnerungen und Erfahrungen hilft dabei, sich auf das Verhalten einer betroffenen Person einzustellen. Gleichzeitig ermöglicht die Biografiearbeit, Menschen mit Demenz daran zu erinnern, wer sie sind, was sie ausmacht, was in ihrem Leben wichtig war.

Denn mit fortschreitender Demenzerkrankung geht das Wissen über ihre eigene Identität nach und nach verloren. Diesen Prozess zu verlangsamen und Menschen mit Demenz in ihrem Dasein zu stärken, kann mit Erinnerungsarbeit erfolgreich unterstützt werden.

Eingespielte Tagesstruktur

Ein gut strukturierter Tagesablauf hilft dem Menschen mit Demenz, sich zeitlich, örtlich und situativ zu orientieren. Der Tagesablauf orientiert sich konsequent an den individuellen Gewohnheiten, Bedürfnissen und Fähigkeiten des Bewohners oder der Bewohnerin. Die Atelieraktivitäten finden stets in der Gruppe statt, um dem Menschen mit Demenz das Gefühl von sozialer Integration zu vermitteln.

Mehr zum Thema Tagesstruktur.

Buntes Bewegungsangebot

Ob Sitzgymnastik oder Mobilitätstraining: aktivierende Bewegung in der Gruppe gehört zum regulären Angebot der Stiftung Waldheim. Regelmässige, gezielte Bewegung erhält die Mobilität aufrecht, beugt der Sturzgefahr vor und ist für das allgemeine körperliche Wohlbefinden alternder Menschen essenziell.

Musikkreis

Auch wenn im Verlauf einer demenziellen Erkrankung vieles verloren geht: Die Erinnerung an Lieder und Melodien kann sehr lange bestehen bleiben. Vielfach wird die Erfahrung gemacht, dass Betroffene die sich kaum oder gar nicht mehr sprachlich äussern, beim Hören von Musik aufblühen und Melodien mitsummen oder sogar ganze Lieder mitsingen können.

Tiergestützte Therapiearbeit

Die Interaktion mit Tieren hat grundsätzlich positive Effekte, besonders in der Arbeit mit demenzkranken Menschen: Sie lachen bei ihrem Anblick, rufen sie mit Namen und streicheln ausgiebig. Diese Erfahrung stärkt das Selbstwertgefühl der betroffenen Person.

Mehr zum Therapieangebot der Stifung Waldheim.

Kinaesthetics

Mit Kinaesthetics - der Lehre der Bewegungsempfindung - verbessern Bewohnende und Betreuungspersonen gemeinsam ihre eigene Bewegungskompetenz. Die richtigen Handgriffe und Bewegungsabläufe stellen eine enorme Erleichterung im gemeinsamen Alltag dar. 

Die Fachpersonen der Stiftung Waldheim setzen sich im Rahmen von gezielten Weiterbildungskursen intensiv mit den körperlichen Bewegungsabläufen auseinander. Dabei lernen Sie, beim Personentransfer auf sich selbst zu achten und die Bewohnenden so zu unterstützen, dass diese ihre eigenen Bewegungsressourcen optimal nutzen.

Palliative Situation

Die palliative Pflege am Lebensende setzt ein einheitliches Wissen und ein hohes Mass an Flexibilität im Betreuungsteam voraus.

Die Stiftung Waldheim begleitet die Bewohnerinnen und Bewohner bis zum Ende ihres Lebensweges mit Würde und höchstmöglicher Betreuungsqualität. Voraussetzung hierfür bilden unsere Leitlinien, die eine koordinierte Zusammenarbeit zwischen der Wohngruppe, den behandelnden Ärzten, der gesetzlichen Vertretung sowie den hinzugezogenen hospizlichen- und palliativen Netzwerkpartnern beinhalten. Wir setzen alles daran, eine Heimat in gewohnter und geborgener Umgebung bieten zu können – bis zum Lebensende.